Geburtsmelder für Rinder aus Irland in Haus Riswick getestet

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In fast alle Bereiche der Tierhaltung ist das sogenannte Smart Farming vorgedrungen. Dabei werden biologische Daten automatisch am Tier erfasst und dem Tierhalter aufbereitet zur Verfügung gestellt. Auch bei der Geburtsüberwachung sind verschiedene technische Lösungen auf dem Markt. Das klassische „Kuhfernsehen“ mit Videoüberwachung im Abkalbestall ist auf dem Rückzug.

Im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Riswick ist der Kalbesensor Moocall zur Geburtsüberwachung eingesetzt worden. Der Hersteller verspricht bei 95 % der Kalbungen eine zeitnahe Meldung der Geburt. Moocall ist eine Manschette mit Bewegungssensor und SIM-Karte, die am Schwanz der Kuh befestigt wird. Der Sensor nimmt die Bewegung des Schwanzes auf und erkennt aufgrund des Bewegungsmusters das Einsetzen der Wehen und meldet den Geburtsbeginn per SMS oder Email an bis zu zwei Empfänger. Die erste Nachricht erfolgt etwa eine Stunde bevor die Wasserblase oder die Beine sichtbar werden. Eine Stunde später erfolgt eine zweite Meldung, sofern die Wehen weiter fortbestehen. Der Sensor kann nach der Kalbung an die nächste Kuh weitergegeben werden und eine Batterieladung hält etwa 30 Tage. Bei gleichmäßig über das Jahr verteilten Abkalbungen kann laut Hersteller mit einem ein Gerät eine Herde von 70 Kühen überwacht werden.

In Riswick wurden 30 Kalbungen mit dem Kalbesensor begleitet. Die Anwendung erfordert zu Beginn etwas Fingerspitzengefühl, da der Sensor weder zu fest noch zu lose in Höhe der Vulva am Schwanz befestigt werden muss. Bei Einzeltieren kann es aber trotz sorgfältiger Anbringung zu dauerhaften Abwehrbewegungen mit dem Schwanz kommen, die dazu führen, dass der Sensor abgestreift wird oder wiederholt Fehlermeldungen verschickt werden. Bei verlorenem Sensor schickt das Gerät eine Meldung ans Handy, sodass der Sensor erneut angebracht werden kann. In einem Fall musste der Sensor aufgrund von einer Schwellung des Schwanzes wieder entfernt werden.

Von den 30 Probanden trugen 26 den Sensor bis zur Geburt. Bei drei Tieren wurde der Sensor aufgrund dauerhafter Abwehrbewegung nicht wieder angebracht. Bei den überwachten Kalbungen wurden alle Geburten gemeldet, wobei die zweite Benachrichtigung im Mittel eine Stunde vor der Geburt verschickt wurde. In neun Fällen kam es in den Tagen vor der Geburt zu Fehlalarmen.

Der Moocall-Abkalbesensor hat in dieser Studie alle Kalbungen zuverlässig gemeldet, bei 35 % der Tiere kam es in den Tagen vor der Geburt zu einem oder mehreren Fehlmeldungen. Der Sensor ist eine gute Unterstützung bei der Geburtsüberwachung und ist geeignet, Kälberverluste infolge von unerkannten oder verpassten Geburtsanzeichen zu verhindern. Das System ist nicht für jede Kuh geeignet, da Einzeltiere hartnäckig versuchen, den Sensor abzustreifen und dadurch Fehlermeldungen produzieren. Der Sensor sollte zur Eingewöhnung etwa vier Tage vor dem erwarteten Geburtstermin angebracht werden, und der Sitz regelmäßig kontrolliert werden. Der Einsatz des Sensors entbindet den Landwirt nicht von einer regelmäßigen Geburtsüberwachung, aber er hilft die Zahl der vitalen Kälber zu erhöhen.

Informationen gibt es auch im Internet unter www.moocall.com.

Helge Speit, Dr. Sebastian Hoppe, Dr. Mark Holsteg